"Kommt und seht" - Schrift-Meditation

("Meister -, wo wohnst du? Er sagte zu ihnen: Kommt und seht!" Joh 1, 38-39)
Die Bibel mit allen Sinnen erfahren
Leichte Kost ist nur weniges in der Bibel. Das Lesen der Bibel kann sehr viel theologisches und historisches Wissen voraussetzen, um halbwegs zu verstehen, was dort geschrieben steht. Die Bibel ist ein über Jahrhunderte entstandenes Werk, zuerst mündlich weitergegeben von Generation zu Generation, dann irgendwann einmal aufgeschrieben. Hier werden allerdings keine oder nur sehr wenige Fakten vermittelt, sondern vielmehr Erlebnisse und teilweise Begegnungen mit Gott beschrieben. Man kann sich (vielleicht) vorstellen, wie überwältigend diese Erlebnisse oder Begegnungen gewesen sein müssen. Vielfältige Nöte und Leiden wurden erduldet und erlitten, deren Erlösung und Heilung wurde dem Wirken Gottes zugeschrieben. Wie dankbar muss man dann sein, wenn eine Vertreibung wieder zurück in die Heimat oder in ein neues, „gelobtes“ Land führt; wie dankbar muss man dann sein, wenn eine schlimme Erkrankung (z.B. Lepra) plötzlich geheilt wurde. Dankbarkeit vor allem Gott gegenüber, wenn man die Rettung und Heilung niemand anderem als Gott zuschreiben kann. Diese Erlebnisse sind also voller Emotionen und Empfindungen; sie sind voller subjektiver Wahrnehmung der jeweiligen (in der Bibel) beschriebenen Situation; buchstäblich mit allen Sinnen erfahren.
Als Ignatius von Loyola kriegsverletzt im Lazarett liegt, hat er nur eine Bibel und ein Buch über Jesus, ohne Bilder. Ignatius hat für sich eine hohe Fähigkeit der Imagination entwickelt, die Fähigkeit, sich vor den geistigen „Sinnesorganen“ die Texte vorzustellen (nicht nur vor dem "geistigen Auge"), sich in die Situationen hineinzudenken und in die Personen hineinzufühlen.
Diese Übungen hat er niedergeschrieben: die „Exerzitien“. Während das Online-Angebot "Exerzitien im Alltag" bereits längere Zeit in unserer Pfarrei existiert, soll nun ein weiteres Angebot auch außerhalb von Fasten- und Adventszeit die Möglichkeit eröffnen, sich in der Weise des Ignatius mit der Bibel zu beschäftigen. Dabei kann jeder Termin separat wahrgenommen werden, wie auch die lectio divina oder die Achtsamkeitsübungen. Eine möglichst regelmäßige Teilnahme führt aber vermutlich zu einem intensiveren Erleben des jeweiligen Bibeltextes durch die fortlaufende Übung.
Dabei wird zunächst die Achtsamkeit der eigenen Sinnesorgane anhand etwa einer Rosine oder eines Kekses geübt (die „Rosinenübung“ nach Jon Kabat-Zinn), bevor die „geistigen“ Sinnesorgane anhand eines Bibeltextes geübt werden: die Imagination der im Text beschriebenen Situation, der Personen und deren Äußerungen und Handlungen. Dies kann ein Psalm sein, aber auch ein Text, in dem Jesus eine wichtige Rolle spielt, oder auch ein anderer Text aus der Bibel.
Übersicht
1 Gebet zu Beginn
2 Achtsamkeitsübung (z.B. mit einer Rosine)
3 Text lesen, Teil 1
4 Text lesen, Teil 2
5 Ins Gespräch kommen mit Jesus Christus oder Gott
6 Abschluss mit Vaterunser
7 Zurückschauen
Zeit und Ort
Das Angebot findet online statt. Es ist jeweils alle zwei Wochen mittwochs[1] geplant von 19 bis 20:30 Uhr; ab 18:45 Uhr ist der virtuelle Raum zur Begrüßung und Probe „geöffnet“. Beginn ist der 15. März 2023
Die Liste der geplanten Termine (ohne Gewähr):
(29.3. und 5.7. entfallen)
15.03.2023
-
12.04.2023
26.04.2023
10.05.2023
24.05.2023
07.06.2023
21.06.2023
-
19.07.2023
02.08.2023
16.08.2023
30.08.2023
13.09.2023
27.09.2023
11.10.2023
25.10.2023
08.11.2023
22.11.2023
06.12.2023
Die Meditation wird angeleitet durch Stefan Kolodzie.
Anmeldung
exerzitien@kirche-osterzgebirge.de
Bitte im Betreff oder im Text die gewünschte Veranstaltung angeben; hier also "Schrift-Meditation"!
[1] Im Wechsel mit den Geführten Achtsamkeitsübungen