1934-1957 - Die Bruder-Konrad-Kapelle

Nachdem 10 Jahre lang unter primitiven Bedingungen im Gasthof „Zum Goldenen Stern“ (Gebäude des ehemaligen Bergamtes am Markt in Dippoldiswalde) Gottesdienst gefeiert wurde, erfolgte am 26.08.1934 die Weihe der Bruder-Konrad-Kapelle durch Pfarrer Echinger aus Freital.

Die Feierliche Benediktion stellte nicht nur für die Gemeinde Freital ein besonderes Ereignis dar, sondern für das ganze Bistum Meißen war diese Erstgründung einer St. Konrad-Kapelle in Sachsen ein herausragender Tag in der Geschichte. Das Kloster St. Anna zu Altötting, wo der hl. Konrad 41 Jahre lang als einfacher Pfortenbruder diente, hatte dem Pfarramt für diese neue Kapelle eine „Große Reliquie des hl. Konrad“ verliehen. Familie Blanke stellte die Räumlichkeiten für die Kapelle kostenlos zur Verfügung und übernahm es selbst, den Altar, die Bänke und sonstigen Einrichtungsgegenstände durch ihren eigenen Tischler künstlerisch schlicht herstellen zu lassen. Die Pläne und Entwürfe dafür lieferte der Organist und Leiter des Freitaler Kirchenchores St. Cäcilia Eberhard Schmidt.

(Quelle: Westfälisches Tageblatt Paderborn vom 30. August 1934 und Weißeritzzeitung Dippoldiswalde vom 28.08.1934)

Das Dippoldiswalder Tageblatt vom 27.08.1934 berichtet:

„Auf dem Altar, in dunklem Mahagoniton gehalten, strebt über dem Tabernakel ein breites Kreuz zur Decke empor, in dessen Mitte ein von Familie Blanke gestiftetes großes Altarbild eines holländischen Malers, Christus und Veronika darstellend, eingelassen ist. Auf der Tür des Tabernakels leuchtet ein großes P kreuzverschlungen in hellem Holz und der Altarsockel trägt die Aufschrift „St. Conradus ora pro nobis“. Die ganze Wandfläche hinter dem Altar ist mit goldfarbigem Stoff verkleidet, der wirkungsvoll 2 bunte Glasfenster umrahmt. Die Kapellenwände sind goldbraun, dreifach abgetönt bis zur hellen Decke, von welcher wieder wie von der Türe des Tabernakels das lateinische P in Gold herableuchtet. Gegenüber dem Altar ist das Bild der Sixtinischen Madonna angebracht, welches vorher als Altarbild in dem Gottesdienstraum des Gasthofes „Zum Stern“ gehangen hatte“.

 

15. August 1939:
Das Pacht-Abkommen zwischen Blanke Armaturen GmbH bzw. Gebrüder Blanke, Dippoldiswalde, Altenberger Str. 56/58 (vorher Firma Armaturenwerke Blanke & Rast) und der röm.-kath. Pfarrei Freital über die Überlassung des Huthauses und später eines Büroraumes im Gebäude C, 1. Etage, zum Zwecke der Abhaltung von katholischem Gottesdiensten regelte, dass die Vermietung bis September 1939 pachtfrei und ab 01.10.1939 gegen ein vierteljährliches Entgelt von 125,– RM (elektr. Strom nicht eingeschlossen) erfolgt.

Herr Heinrich Blanke sen. hat in seinem Kaufvertrag mit der Fa. Gebrüder Blanke ausdrücklich die Beibehaltung der Kapelle zur Bedingung gemacht, solange nicht ein anderweitiger, kirchlicher ebenbürtiger Raum zur Verfügung steht.

23.06.1950
In einem Schreiben des VEB Armaturenfabrik Dippoldiswalde „SANAR“ wird mitgeteilt, dass das 1939 abgeschlossene Pachtabkommen unwirksam geworden sei und ein neuer Mietvertrag vorgelegt wird. Außerdem erfolgt der Hinweis, dass Miet- und Pachtverträge mit einer Laufzeit von mehreren Jahren auf Anweisung des Amtes zum Schutze von Volkseigentum nicht abgeschlossen werden dürfen.

07. Juni 1952
Mit der Begründung, dass im Rahmen des Fünfjahrplanes eine wesentliche Vergrößerung der Belegschaftszahl erfolgen werde und die Mieträume für die Fabrikation freigegeben werden müssten, erfolgt die Kündigung des Mietvertrages zum 31.03.1953. Die im Keller befindliche Transformatorenstelle sollte in den einzig dafür geeigneten Raum im Erdgeschoss (Kapellenraum) untergebracht werden.

Mehrfach erfolgt nun seitens der SANAR ein Drängen auf Räumung der gemieteten Räume.

Schließlich soll am 21.03.1954 die Mauer von der Kapelle zum benachbarten Maschinenraum durchbrochen werden. Pf. Preihs erwirkte den 26.03.1954 als Räumungstermin.

Am 26.03.1954, 7:00 Uhr wurde die letzte hl. Messe gelesen und ab 8:00 Uhr das Kapelleninventar teils auf den Boden des Armaturenwerkes und zum Teil in den vom Rat der Stadt zur Verfügung gestellten Raum in der Freiberger Str. 18 geräumt.

In einer Notiz am 12.04.1956 von Pf. Preihs ist zu lesen, dass nach ständigen mündlichen Verhandlungen mit dem Rat der Stadt Dippoldiswalde und besonders mit dem Wohnungsamt 3 Räume in der alten Lohgerberei (heutiges Museum, rechter Raum im Erdgeschoss) von „C. G. Ulbrichs Erben“ in der Freiberger Str. 18 zur Errichtung einer Notkapelle zugewiesen wurden. Es erfolgten verschiedene Instandsetzungsarbeiten. Gemeindemitglieder halfen beim Räumen der alten Kapelle und beim Säubern der neuen Kapelle und spendeten für die Kapelleneinrichtung in der Freiberger Straße.

Am 12.04.1954 um 8:00 Uhr weihte Pfarrer Preihs die Notkapelle und die Gemeinde konnte dort die erste hl. Messe feiern. Der entsprechende Mietvertrag zwischen C. G. Ulbrich’s Erben und dem katholischen Pfarramt Freital über 3 Räume (davon einer beheizbar) im Grundstück Freiberger Str. 18 zur Nutzung als Andachtsraum der St. Konrad-Kapelle wurde am 04.12.1954 abgeschlossen. An besonderen Fest- und Feiertagen war nun auch die Benutzung der Nikolaikirche möglich.

Pfarrer Preihs bemühte sich unermüdlich um die Baugenehmigung für den Neubau einer katholischen Kirche. Ständig stand er in Verhandlungen mit dem Rat der Kreisstadt Dippoldiswalde. Seitens der staatlichen Stellen wurde eine Genehmigung immer wieder herausgeschoben. In einem Schreiben vom 8.11.1956 ist zu lesen, dass die entsprechenden Kommissionen noch nicht zusammentreten konnten und so noch keine Entscheidung gefällt werden könne.

Endlich, am 13.02.1957, konnte der erste Spatenstich für ein katholisches Gotteshaus auf dem Heideweg – damals am Rande der Stadt – erfolgen.

(R. u. Ch. Gehmlich)